31. Januar 2006

Während in zahlreichen Debatten das Für und Wider einer Reduzierung der Bundesbeteiligung an der Swisscom diskutiert wird, stellt sich der Steuerzahler die Frage, ob denn ein solcher Verkauf finanziell von Vorteil ist. Jeder Schuldner, der über freies Vermögen verfügt, hat grundsätzlich zwei Möglichkeiten. Entweder benutzt er das Vermögen, um die Schulden zu reduzieren und sich die Schuldzinsen zu sparen, oder er behält es und lässt alles beim alten. Die Entscheidung ist klar: Wenn das Vermögen weniger rentiert als der Schuldzins, fährt er besser, wenn er die Schulden zurückbezahlt. Wenn das Vermögen aber mehr Rendite abwirft als der Schuldzins, wird er es behalten, da er ja so eine Gewinnmarge auf den Zinsen erzielt.

Und so sieht das jetzt aus der Sicht des Bundes aus:
Die Swisscom erwirtschaftete in den Geschäftsjahren 2003 und 2004 einen Reingewinn von durchschnittlich ca. 24 Franken pro Aktie, wobei gut die Hälfte als Dividende ausgeschüttet wurde. Bei einem Börsenkurs von aktuell 391 Franken entspricht dies einer Rendite von 6.1%, sofern sich der Reingewinn weiterhin auf diesem Niveau hält. Letzte Woche wurde eine zehnjährige Bundesanleihe herausgegeben mit einer Rendite von 2.1%. Somit beträgt die positive Differenz 4%. Wenn jetzt der Bund unter diesen Umständen die Beteilung verkauft und damit einen Teil seiner Schulden zurückbezahlt, verzichtet er damit auf 4 Prozent Mehreinnahmen. Dies entspricht jährlich immerhin etwa 650 Millionen Franken bei einem Marktwert der Beteiligung von 16 Milliarden. Unter diesen Gesichtspunkten macht ein Verkauf für den Steuerzahler keinen Sinn, da die Mindereinnahmen ja wieder durch Steuergelder kompensiert werden müssen.

Im Vernehmlassungsbericht des Bundesrates vom 25. Januar 2006 wird für diese Berechnung anstelle des aktuellen Marktzinses von einem erwarteten Nominalzins von 3.5% und anstelle des Reingewinns von der geringeren Dividendenausschüttung ausgegangen, was natürlich zu einem viel geringeren Fehlbetrag von kaum 100 Millionen Franken führt.

Als Gegenargument muss allerdings auch gesagt werden, dass die Gewinne in der Telekombranche keineswegs gesichert sind, denn es kommen immer mehr günstige Anbieter auf den Markt. Die Liberalisierung führt zu mehr Konkurrenz und sinkenden Preisen. Auch das Niveau der Schuldzinsen könnte wieder über die Aktienrendite steigen. Es muss daher auch mit dem Szenario gerechnet werden, dass der Kurs in den nächsten Jahren sinkt und ein späterer Verkauf wegen dem Kapitalverlust die schlechtere Variante darstellt.

Als Kompromisslösung wäre allenfalls ein etappenweiser Verkauf über mehrere Jahre angebracht, damit sich die Auswirkungen glätten und Möglichkeiten für Gegenmassnahmen bestehen. Es ist denn auch vorgesehen, dass die Beteiligung nicht sofort verkauft werden muss, sondern je nach Börsenlage zugewartet werden kann.